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Plastikmüll weltweit eindämmen
Das ist das Ziel der dreitägigen Umweltkonferenz (UNEA), die Ende Mai 2023 in Paris stattfand. Oder etwas genauer: Es ist das Ziel einer seit 2014 tagenden Reihe von Umweltkonferenzen, die 2022 in Nairobi von 175 Mitgliedsstaaten der UN damit beauftragt wurde, ein internationales Plastikabkommen auszuhandeln. Ein Abschluss ist für 2024 vorgesehen. Ein erster Entwurf wurde nun für November 2023 angekündigt.
300 Mio. Tonnen Plastikmüll pro Jahr
Die jährliche, globale Kunststoffproduktion liegt derzeit bei 400 Mio. Tonnen, Tendenz steigend. Davon fallen nach einem Bericht der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2022 jährlich 300 Mio. Tonnen Plastikmüll an. Von diesen 300 Mio. Tonnen werden einer 2022 veröffentlichten OECD-Studie zufolge ca. 41 Prozent je zur Hälfte verbrannt oder illegal entsorgt. Dem gegenüber stehen nur 9 Prozent an tatsächlich recycelten Plastikabfällen gegenüber – inkl. Downcycling. Unser Werkstoff CERAMIN zeigt eindrucksvoll, wie ein Upcycling funktionieren kann. Das gilt aber natürlich nicht für alle Kunststoffe – insbesondere nicht für schädliches PVC.
Legal oder illegal deponierter Kunststoff zerfällt natürlich irgendwann. Das heißt aber nicht, dass er sich in Luft auflöst, sondern in Mikroplastik zerfällt. Mikroplastik, das beispielsweise in die Ozeane, dann in Meerestieren und am Ende auch in unserer Nahrung landet. Mikroplastik stellt einen Großteil der vorsichtig geschätzten 150 Mio. Tonnen Plastikmüll dar, die sich derzeit in den Weltmeeren befinden. Müllvermeidung ist daher eines unserer zentralen Anliegen, daher können die Wand- und Bodenbeläge aus CERAMIN zu 100 Prozent recycelt werden.
Die Bedeutung eines internationalen Plastikabkommens
Bereits bestehende internationale Abkommen betreffend Müll im Allgemeinen gibt es bereits, etwa das Basler Übereinkommen von 1989. Allerdings geht es hierbei »nur« um eine kontrollierte Regelung des Exportes von gefährlichem Müll, nicht um einen generellen Stopp.
Wie wenig wirksam das ist, zeigt sich in den letzten Jahren besonders drastisch. Bis 2018 gingen einem WWF-Report von 2020 zufolge 85 Prozent aller Plastikmüll-Exporte aus Europa nach China. Dort gibt es jetzt ein entsprechendes Einfuhrverbot. Dieser Anteil wird seitdem an mehrere Staaten in Südostasien verteilt. Dazu zählen vor allem Länder wie Indonesien und Vietnam, die damit strukturell überfordert sind und ihren Müll überwiegend nicht fachgerecht entsorgen – können.
Ob und inwieweit Umweltkonferenzen wie in Paris den Plastikmüll tatsächlich wirksam einzudämmen vermögen, ist völlig offen. Unter den 175 Staaten, die in Paris diskutieren, stehen einer sog. High-Ambition-Koalition aus 50 Ländern (inkl. EU und Japan) Staaten wie China, die USA, Russland und Saudi-Arabien gegenüber, die eine Müllvermeidung ablehnen und nur über Recycling und Abfallmanagement, nicht aber über Vermeidung gehen wollen. Verständlich, wenn man bedenkt, dass z. B. im Jahr 2016 etwa 8 Prozent der weltweiten Ölproduktion zur Herstellung von Plastik verwendet wurde.
Erst ein internationales Abkommen zur Beendigung der Müllexporte würde Länder in die Lage versetzen, gesetzliche Regelungen zu erlassen und durchzusetzen, dass die Plastikproduzenten für die gesamte Lebensdauer ihrer Produkte in die Verantwortung genommen werden – von der Produktion bis zum Recycling oder der Entsorgung. Wir haben das mit dem Joint Venture HC Plastics auf den Weg gebracht. Hier werden Kunststoffabfälle aus Polypropylen (kurz: PP) zu dem für uns so wichtigen Sekundärrohstoff recycelt, welcher anschließend unseren CERAMIN Wand- und Bodenbelägen zugeführt wird.
In einer Art Vorstufe eines internationalen Exportverbotes forderte das EU-Parlament im Januar 2023 in einer Abstimmung, dass die Ausfuhr von Kunststoffabfällen zumindest in Nicht-OECD-Länder verboten und die Verbringung in OECD-Länder (34 Mitgliedsstaaten in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) innerhalb von vier Jahren eingestellt werden soll.
Recycling: Potenziale und Grenzen der Kreislaufwirtschaft
Deutschland ist mit geschätzt mehr als 12 Prozent Anteil weltweit der drittgrößte Exporteur von Plastikmüll. Dabei handelt es sich zum Großteil um Gewerbemüll (z. B. Produktionsabfälle), dessen Recycling sich hierzulande wirtschaftlich nicht lohnt. Allerdings haben sich nach Angaben des WWF diese Exporte von ca. 1 Mio. Tonnen (2019) auf 766.200 Tonnen im Jahr 2021 reduziert.
Im europäischen Vergleich könnte Deutschland in Sachen Kunststoff-Recycling schlechter dastehen. Die EU hat verbindliche Recyclingquoten vorgegeben: 50 Prozent bis 2025 und 55 Prozent bis 2030. Hier liegt Deutschland im vorderen Mittelfeld und hat gute Chancen, diese Quoten zu erfüllen.
Kreislaufwirtschaftsgesetz
Seit 2012 gibt es in Deutschland das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG). 2020 hat es nochmal eine umfangreiche Novellierung erfahren. Ein zentraler Teil der Novellierung befasst sich mit einer »Obhutspflicht« der Unternehmen, die Kunststoffprodukte produzieren. Im Wesentlichen geht es hierbei um die Erhaltung der Gebrauchstauglichkeit des Erzeugnisses. Hierfür sind betriebliche und organisatorische Vorkehrungen zu treffen (z. B. sorgsamer Umgang, Transport, Aufbewahrung, Verkauf vor Ablauf der Haltbarkeit, ermäßigter Verkauf über andere Vertriebskanäle, Spende des Produkts).« Allerdings handelt es sich auch dann nur um eine »latente Grundpflicht« mit zumindest aus Laiensicht erheblichem interpretatorischen Spielraum. Festzuhalten ist auch: »Die latente Grundpflicht veranlasst die Betroffenen auch zu Selbstverpflichtungen.« Darüber, wie nachhaltig »Veranlassungen zur Selbstverpflichtung« sind, kann man diskutieren. Wie wir dazu stehen, haben wir unter anderem in unserem Nachhaltigkeitsbericht dargelegt. Der schonende Umgang mit Ressourcen, die kontinuierliche Verbesserung der Lebenszyklen unserer Produkte sowie die komplette Recyclingfähigkeit haben für uns seit Generationen oberste Priorität.
Das CERAMIN-Modell: Recycling bis zur Vermeidung von Plastikmüll
Wir sind überzeugt, mit unserem Unternehmen auf dem Weg zur gänzlichen Vermeidung von Plastikmüll schon sehr viel weiter zu sein. Nicht nur angetrieben von Verantwortungsbewusstsein für Natur und Gesundheit, sondern auch von der Tatsache, dass unsere Branche lange Zeit von Kunststoffen dominiert wurde, die nachweislich besonders schädlich sind.
So galt beispielsweise PVC (Polyvinylchlorid) über Jahrzehnte als idealer Kunststoff für Bodenbeläge. Günstig, wasserfest, langlebig und einigermaßen robust. Dennoch bestehen PVC-Produkte zwischen 8 und 30 Prozent aus gesundheitlich höchst bedenklichen Weichmachern, den Phthalaten. Die mit Abstand am häufigsten verwendeten Phthalate sind DINP, DEHP, DBP und BBP. Allesamt auf der offiziellen Liste gefährlicher Stoffe. Nicht ohne Grund steht ein generelles PVC-Verbot seit Jahren auf der europäischen Agenda und zeichnet sich inzwischen endlich ab.
Deswegen enthalten unsere Produkte aus dem im eigenen Haus entwickelten und patentierten Werkstoff CERAMIN keine Phthalate und keine Weichmacher. CERAMIN besteht mehrheitlich aus natürlichem mineralischem Füllstoff und Polyolefinen, in der Hauptsache Polypropylen (PP). Bereits heute beträgt der Rezyklatanteil in CERAMIN bereits mehr als 60 Prozent aus Rezyklaten. Durch den Einsatz von Rezyklaten (130.000 Tonnen jährlich) spart die Classen-Gruppe Jahr für Jahr mehr als 30.000 Tonnen CO2. CERAMIN ist ohne Qualitätsminderung recycelbar. In der Konsequenz bedeutet das auch, dass bei der Herstellung kein Öl gebraucht wird.
Fazit
Im Sinne unserer Verantwortung als Hersteller setzen wir große Hoffnungen auf ein internationales Plastikmüllabkommen durch Umweltkonferenzen wie aktuell in Paris.
Doch unsere eigenen Ziele stecken wir schon deutlich weitreichender. So würden uns Maßnahmen wie ein globales Exportverbot für Plastikmüll überhaupt nicht betreffen.
- 100 Prozent frei von PVC und gefährlichen Weichmachern – check
- 100 Prozent made in Germany – check
- 100 Prozent recycelbar – check
- 100 Prozent Qualität auch nach Recycling – check
CERAMIN ist unser Modell für eine in sich geschlossene, funktionierende Kreislaufwirtschaft, die wirklich hilft, Plastikmüll nachhaltig einzudämmen.