PVC & Gesundheit

PVC (Polyvinylchlorid) hat direkte und indirekte Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Als indirekt bezeichnen wir Schädigungen der Umwelt, die wiederum auf unsere Gesundheit einwirken. In diesem Text konzentrieren wir uns auf den direkten Bezug und fertige Produkte, mit denen Händler und Konsumenten in Berührung kommen.

Die Gesundheitsgefährdung von Menschen beim Herstellungsprozess von PVC sei hier nur kurz erwähnt. Allein Vinylchlorid (ein Ausgangsstoff für PVC) kann beim Menschen Krebs erzeugen und erbgutverändernd wirken. Die »VC-Krankheit« wurde von den Berufsgenossenschaften als Berufskrankheit anerkannt. Die maximal zulässige Arbeitsplatzkonzentration für PVC in der Atemluft beträgt in Deutschland 0,3mg/m³. 

Was sind Weichmacher?

Im Rahmen des Themas »PVC und Gesundheit« geht es hier um die Weichmacher. Das sind Additive/Zusätze, die in der Produktion dem PVC beigegeben werden, damit es sich dauerhaft verformen lässt und elastisch bleibt. Man spricht von weichem PVC.

Die mit Abstand größte Gruppe der Weichmacher sind die Phthalate. Und die wiederum mit Abstand am häufigsten verwendeten Phthalate sind: DINP (Diisononylphthalat), DEHP (Diethylhexylphthalat), DBP (Dibutylphthalat) und BBP (Benzylbutylph­thalat).

Tipp

Kunststoffe kann man alternativ auch über den Recyclingcode erkennen, mit dem viele Produkte ausgezeichnet sind.

Wie gelangen Weichmacher in den Körper?

Weichmacher sind chemisch nicht an den Kunststoff PVC gebunden. So können sie im Laufe der Zeit wieder als Flüssigkeit oder gasförmig austreten und z. B. direkt oder über den Hausstaub eingeatmet werden. Allerdings lassen sie sich auch durch direkten Kontakt mit dem Menschen aus dem PVC lösen, etwa durch Fett in der Haut, Schweiß oder Speichel. 


Der Gehalt der Phthalate in PVC-Produkten liegt je nach Produktgruppe in einem Rahmen von ca. 8 bis 30 Prozent. Grundsatz: Je weicher und elastischer das Produkt, desto mehr Weichmacher sind enthalten. 

PVC im Haushalt

Das Repertoire von Gegenständen des alltäglichen Lebens, in denen weiches PVC enthalten ist, ist riesig: Bodenbeläge (PVC-Boden bis Teppichboden), Kabel, Wandbeläge, Tapeten, Duschvorhänge, Babyartikel, Sitzbezüge, Plastiktüten, Spielzeug (auch für Haustiere), Luftmatratzen, Schuhsohlen, Sport- und Freizeitartikel, Vinyl-Handschuhe, KFZ-Bauteile, Erotikartikel, Kunstleder, Medikamente, Gummistiefel, Buntstifte, Kinderwagen, Kosmetikartikel wie Shampoo, Sonnencreme und Nagellack sowie Verpackungen auch von Lebensmittel etc. etc. Dabei werden 98 Prozent aller Weichmacher in PVC eingesetzt. 

Diese Aufzählung geht zwar über unser Produktportfolio und den Bereich Wohnen hinaus. Doch damit können wir verdeutlichen, dass zumindest in Industrieländern faktisch jeder Mensch bereits Weichmacher in seinem Körper hat. 

Gefahren für die Gesundheit

Phthalate schaden der Gesundheit. Leber, Nieren und Hoden können beispielsweise angegriffen werden. Generell sind Gefahren schon seit vielen Jahren bekannt und auch durch wissenschaftliche Studien hinreichend belegt. 2012 legte z. B. eine schwedische Studie nahe, dass Menschen mit Diabetes auffällig mit Phthalaten belastet sind. 

Im Oktober 2021 erschien im renommierten Wissenschaftsmagazin »Environmental Pollution« eine Studie, die feststellte, dass bei Menschen zwischen 55 und 63 Jahren die Höhe der Sterblichkeit in einem direkten Zusammenhang mit der Menge Phthalate steht, die im Urin nachgewiesen wurde. Untersucht wurden 5.300 Erwachsene über den Zeitraum von 2001 bis 2010, die bis 2015 dokumentiert verstarben. Frühere Studien in den USA haben diese Zusammenhänge ebenfalls ermittelt. Hochgerechnet schätzt man, dass Phthalate dort pro Jahr für 100.000 Todesfälle verantwortlich sind. 

2022 wies eine im „Journal of the National Cancer Institute“ veröffentlichte Studie des Krebszentrums der Universität von Vermont darauf hin, dass Phthalate zur Entwicklung einiger Krebsarten bei Kindern beitragen können. Das Risiko für Lymphdrüsenkrebs wie das Hodgkin- oder Non-Hodgkin-Lymphom erhöht sich demnach um das Doppelte, das von Knochenkrebs sogar um das Dreifache.

Kann ich mich als Verbraucher:in schützen?

Natürlich kann man recherchieren und Auskünfte einholen. Nicht alle Weichmacher in PVC sind gefährlich oder giftig. Es besteht jedoch keine allgemeine Kennzeichnungspflicht aller im Produkt enthaltenen Weichmacher. Auf Nachfrage sind Hersteller innerhalb von 45 Tagen verpflichtet, zumindest über alle Inhaltsstoffe in ihren Produkten Auskunft zu geben, die auf der Liste der besorgniserregenden Stoffe stehen. Die eingangs genannten Weichmacher DINP, DEHP, DBD sowie BBP gehören dazu.

Leider ist es auch so, dass nicht wenige Produktgruppen nicht einfach nur aus einem Kunststoff plus Weichmachern bestehen. Eine 2019 veröffentlichte Laborstudie des Instituts für sozial-ökologische Forschung hatte knapp drei Dutzend Alltagsgegenstände aus Plastik untersucht, darunter Joghurtbecher, Trink- und Shampoo-Flaschen. 

Ergebnis: 75 Prozent aller getesteten Produkte enthielten Substanzen, die menschliche Zellen schädigen. Und das, obwohl von den insgesamt 1.400 darin entdeckten Chemikalien überhaupt nur 260 zweifelsfrei identifiziert wurden. 

Doch zurück zur Frage: JA, Sie können sich bis zu einem gewissen Grad auch selbst schützen. 

Ein Leben völlig ohne Kontakt mit PVC ist z. B. in Deutschland mehr oder weniger ausgeschlossen. Aber man kann PVC-haltige Produktgruppen unterscheiden in solche, die unvermeidbar sind (z. B. Kabel) und solche, auf die man zuweilen ganz verzichten kann. Dazu gehören …  

  1. … Lebensmittelverpackungen. Auch biobasierte Kunststoffe wie Polymilchsäure, Papier und Karton sind nicht automatisch frei von Weichmachern. Wer auf dem Markt oder in Geschäften unverpackt einkauft, geht auf Nummer sicher.
  2. … PVC-Bodenbelag und -Wandverkleidungen. Denn hierfür gibt es Alternativen, die nicht gesundheitsschädlich sind. Entscheidungen in diesem Sinne sind nachhaltig und tragen keine Ungewissheiten in sich. Abgesehen davon sind solche Alternativen mittlerweile nicht selten von deutlich höherer Qualität als die entsprechenden PVC-Produkte. 



Tipp

Man kann den Kontakt mit Weichmachern auch ohne Verzicht reduzieren. Allein das regelmäßige Reinigen von Staub, auch in Büro- und Geschäftsräumen mit z. B. großer Auslage vermindert das Risiko, darüber Weichmacher einzuatmen.

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