Welche Unterschiede gibt es zwischen PVC-, Vinyl- und Linoleumböden?

Diese drei Bodenbeläge sind die am häufigsten vorkommenden elastischen Bodenbeläge. Das verbindet sie in einigen grundlegenden Eigenschaften, dennoch gibt es Unterschiede.

Vinyl als Synonym für PVC

Denn jeder PVC-Boden ist gleichzeitig auch ein Vinylboden. Aber nicht jeder Vinylboden ist zwangsläufig auch ein PVC-Boden. »Vinyl« wird im Kontext von Bodenbelägen häufig als Synonym für Polyvinylchlorid bzw. PVC benutzt. In Deutschland darf sich jeder Kunststoff die Bezeichnung »Vinyl« geben, der das Wort in seiner Bezeichnung beinhaltet. Das ist zwar schön fürs Marketing, sorgt aber für Verunsicherungen bei Verbraucher:innen.

Dazu kommt der Punkt, dass es hierzulande keine gesetzliche Kennzeichnungspflicht für die Inhaltsstoffe in Bodenbelägen gibt – mit einer Ausnahme. Die erfordert aber die Initiative der Verbraucher:innen. Denn auf Nachfrage sind Unternehmen verpflichtet, innerhalb von 45 Tagen die Inhaltsstoffe des entsprechenden Produktes zu nennen, die auf der Liste besorgniserregender Stoffe stehen. Dazu gehören unter anderem vier der häufigsten Weichmacher in PVC-Böden: DINP, DEHP, DBD und BBP.

Linoleum, natürlich elastisch

Neben einer Trägerschicht aus Jute bestehen Linoleumböden aus den natürlichen Rohstoffen Leinöl, Kalksteinpulver, Holzmehl oder Korkmehl. Als Bindemittel werden unterschiedliche Naturharze eingesetzt. Allerdings gibt es auch mit Kunststoff beschichtete Linoleumböden, die entsprechend auch Weichmacher und andere Schadstoffe beinhalten können.

Eine der wichtigsten Unterschiede zu Vinylböden sind neben der Beschaffung aus Naturstoffen seine antibakteriellen Eigenschaften. Deswegen kommt er häufig im Gesundheitssektor, Schulen und Turnhallen zum Einsatz.

Ein Vergleich unter verschiedenen Aspekten

Wir haben PVC-, Vinyl- und Linoleumböden unter für Verbraucher:innen relevanten Aspekten miteinander verglichen. Dabei beziehen wir uns auf eine durchschnittliche Bodenbelastung in Privat- und Büroräumen.

Vorweg: Die größten Unterschiede bestehen in den Materialien und deren Auswirkungen auf die Gesundheit.

PVC: PVC-Bodenbeläge enthalten Weichmacher, überwiegend Phthalate. Diese Weichmacher lösen sich im Laufe der Zeit aus dem Produkt wieder heraus – flüssig oder gasförmig. Diese Weichmacher bedeuten ein erhöhtes Krebsrisiko sowie die Gefahr schwerer Auswirkungen auf den Hormonhaushalt und Organe wie Leber, Niere und Hoden.

Vinyl: Vinylböden, oftmals auch Designböden genannt, können mittlerweile auch unbedenkliche Weichmacher enthalten. Es gibt keine Kennzeichnungspflicht für die Inhaltsstoffe.

Linoleum: Sofern nicht mit Kunststoff zusätzlich beschichtet, enthalten Linoleumböden keine gesundheitlich bedenklichen Stoffe. Linoleum ist durch seine antibakteriellen Eigenschaften und Widerstandsfähigkeit unter anderem gegen Pilzbefall resistent.

Info!

Wenn Sie gesundheitliche Beschwerden haben und wissen möchten, ob etwa ein PVC-Boden damit im Zusammenhang steht, kontaktieren Sie am besten einen Facharzt und/oder eine umweltmedizinische Beratungsstelle.

PVC- und Vinylbahnen: Hier werden die Böden von der Rolle aus in Bahnen zugeschnitten und verlegt. Der Untergrund sollte dabei trocken, sauber und sorgfältig eingeebnet sein. Auch wenn PVC elastisch ist, sind Unebenheiten später schnell zu spüren und zu sehen.
Es gibt Böden mit einer zusätzlichen textilen Unterschicht, die hier möglicherweise kleine Unebenheiten kompensieren können. Von der Rolle kommend, werden PVC- und Vinylböden in der Regel mit dem Untergrund verklebt. Zusätzlich empfiehlt sich auch eine zusätzliche Trittschalldämmung zwischen Bodenbelag und Untergrund.

Klick-PVC und -Vinyl: Klick-Böden werden in Dielen oder Fliesen angeboten, die meist stärker sind als Bahnen zum Kleben. Die Dielen werden an den Seiten mit einem Klick-System verbunden und brauchen deshalb auch nicht mit dem Untergrund verklebt zu werden. Man sagt dazu auch »schwimmend verlegen«. Durch dieses System und die höhere Stärke können später auch keine Wellen entstehen. Eine zusätzliche Trittschalldämmung ist hier in der Regel nicht nötig oder zum Teil auch schon integriert.

Linoleum: Linoleumböden kann man ebenfalls in Dielen oder Fliesen mit Klick-System bekommen. Sie sind zwar belast- und haltbarer als PVC- und Vinylböden, allerdings zumeist auch dünner und damit noch anfälliger bei Unebenheiten im Untergrund. Linoleum sollte im Gegensatz zu PVC- und Vinylböden in jedem Fall nur von ausgewiesenen Fachleuten verlegt werden.

PVC- und Vinyl: Bodenbeläge aus diesem Sortiment sind in der Pflege in Privat- und Büroräumen relativ unkompliziert. Zwar sind sie generell wasserabweisend, das bedeutet jedoch nicht, dass man sie unter Wasser setzen sollte. Andere Flüssigkeiten als Wasser können eintrocknen und auf lange Sicht die Beschichtung beschädigen.

Wichtig: Vinylböden gelten als besonders geeignet für Feuchträume (Küche, Bad). Da sollte man allerdings einen besonders massiven Vinylboden wählen, der vollverklebt wird. Vorsicht, wenn eine Trägerplatte unter dem Vinyl liegen soll. Einige, z. B. HDF-Trägerplatten, sind nicht feuchtigkeitsresistent. In Kontakt mit Wasser kann das Material später aufquellen.

Für die Trockenreinigung reichen ein weicher Besen, Baumwolltücher oder ein Staubsauger mit Hartboden-Bürste. Für etwas hartnäckigeren Schmutz empfiehlt sich ein Wischmopp und feuchtes (nicht nasses) Wischen. Dabei kann man etwas Spülmittel oder Allzweckreiniger in das Wasser geben. Auf keinen Fall sollte man hartnäckige Verschmutzungen abkratzen.

Linoleum: Linoleumböden sind empfindlicher im Zusammenhang mit Feuchtigkeit – sofern nicht äußerst sorgfältig an Nahtstellen abgedichtet oder ganz beschichtet. Für Feuchträume wie Bad und Küche sind sie weniger geeignet als Kunststoffböden. Das Abkratzen von hartnäckigen Verschmutzungen ist wie bei Kunststoffböden nicht zu empfehlen. Für kleinere oberflächliche Verschmutzungen reicht manchmal sogar ein Radiergummi.

Für die Feuchtreinigung gilt auch hier: Feuchten, nicht Fluten. Vergleichbar ist hier ein Vorgehen wie bei Parkettböden. Ein Tipp, der auch beim Glanz wirkt, ist die Zugabe von ein wenig Pflanzen- oder Leinöl zu milden Reinigungsmitteln.

PVC: PVC-Böden haben in der Regel eine Nutzungsdauer bis zu 15 Jahren. Hochwertigere Produkte können sogar bis zu 30 Jahre überdauern. Die Angaben schwanken hier erheblich. Es lohnt sich, auf eventuelle Garantieleistungen der Hersteller zu achten.

Vinyl: Auch hier ist die Lebensdauer abhängig von Qualität und Preis. Günstige Produkte halten um die 10 Jahre. 15 Jahre bedeuten eine gute Haltbarkeit. Der Vergleich mit Laminat ist naheliegend. Auch hier lohnt sich ein Blick auf die Garantieangaben der Hersteller. Bei neuen und besonders hochwertigen Produkten sind auch bis zu 20 Jahre möglich.

Linoleum: Linoleumböden gelten allgemein als etwas robuster im Vergleich zu Vinyl- und PVC-Böden. Eine Lebensdauer von bis zu 40 Jahren ist keine große Ausnahme mehr.

PVC- und Vinyl: Mit Klick-System oder als Bahn liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis zwischen 12,00 und 40,00 Euro. Wer den Boden professionell verlegen lassen möchte, sollte etwa 25 bis 30 Prozent vom Kaufpreis pro Quadratmeter hinzurechnen. Ob Klick-System oder Verklebung spielt unserer Beobachtung nach keine nennenswerte Rolle bei der Preisgestaltung. Größere Preisunterschiede ergeben sich in erster Linie durch die Produktqualität.

Linoleum: Linoleum ist, bedingt durch die natürlichen Inhaltsstoffe, teurer als PVC- und Vinylboden. Günstige Angebote für Linoleum in Bahnen beginnen bei 15,00 bis 25,00 Euro pro Quadratmeter. Als Diele oder Fliese steigt der Anschaffungspreis auf 40,00 bis 50,00 Euro. Besonders hochwertige Klick-Systeme können bis zu 80,00 Euro pro Quadratmeter erreichen. Für das professionelle Verlegen von Linoleum sollte man zwischen 30,00 und 60,00 Euro pro Quadratmeter kalkulieren.

PVC und Vinyl: Kunststoffböden sollten über den Sperrmüll oder den öffentlichen Wertstoffhof oder eine Entsorgungsfirma beseitigt werden. Unsere Empfehlung: Schalten Sie auf jeden Fall eine Entsorgungsfirma ein. In PVC-Böden können beispielsweise auch Schadstoffe wie Asbest enthalten sein. Fachleute können das zumeist recht schnell erkennen.

Grundsätzlich gehört nichts davon in den Haus- oder Restmüll. Das gilt auch für Vinylböden, die z. B. mit dem »Blauen Engel« zertifiziert sind. Kleinere Schnittreste in der schwarzen Tonne sind kein Problem. PVC-Produkte, die in die gelbe Tonne gesteckt werden dürfen, sind ausschließlich Verpackungen.

Linoleum: Bereits vor Jahrzehnten verlegte Linoleumböden können zahlreiche gefährliche Stoffe wie Asbest enthalten. Entsorgungsfirmen können das vor der Beseitigung analysieren. Informationen dazu kann man dort, aber auch bei Verbraucherzentralen erhalten. Die Kosten für eine Analyse muss der Eigentümer des Bodens tragen.

Neuere Linoleumböden, sofern nicht zusätzlich beschichtet, bestehen meistens nur noch aus Natur- bzw. unbedenklichen Stoffen. Sofern bei der Verklebung Naturharz oder Kaseinkleber benutzt wurden, ist auch dieses Material unbedenklich. Solche Linoleumböden können zu geringen Kosten in Mischcontainern entsorgt werden.

Info!

Einige Unternehmen bieten online interaktive Entsorgungsrechner an. Einfach die Art des Bodenbelags auswählen und die Zahl der Quadratmeter angeben.

Fazit für Verbraucher:innen

Durch die relative Freiheit bei der Produktbezeichnung entstehen Unsicherheiten: »Vinylboden«, »Designboden«, »PVC-freier Vinylboden«, »PVC-freier Designboden« etc. Im Wesentlichen machen die Inhaltsstoffe und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit die größten Unterschiede aus. Die sind allerdings auch nicht über solche Namenskonstruktionen zu erkennen. Darüber hinaus fallen noch die Preisunterschiede zwischen Bodenbelägen aus Linoleum einerseits und PVC und Vinyl andererseits auf.

Im Zuge einer Auswahl sollten Sie folgende Fragen immer stellen:

  • Ist es ein Kunststoff- oder Naturstoffboden?
  • Wenn Kunststoffboden: Sind Weichmacher enthalten? Wenn ja, welche?

Wenn Ihnen eine schriftliche Anfrage nach bedenklichen Inhaltsstoffen zu langwierig ist, achten Sie auf die nachfolgenden Produkt-Siegel, die unter anderem von Verbraucherzentralen empfohlen werden. Die Verwendung vieler Schadstoffe ist damit von vornherein ausgeschlossen.

RAL gGmbH in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt

eco-INSTITUT Germany GmbH

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