Fliesen im Wohnzimmer

An dieser Stelle befassen wir uns mit einem bestimmten Format für Verkleidungen des Wohnzimmerbodens: Fliesen. Eine Fliese beschreibt unabhängig vom Material einfach nur ein quadratisches oder rechteckiges Format. Früher automatisch mit der Keramik- oder Porzellanfliese assoziiert, verleiht die aktuelle Materialvielfalt dem Format ein enormes Maß an Attraktivität auch für Wohnräume, speziell für das Wohnzimmer.

Die Entscheidung über Fliesen an den Wohnzimmerwänden ist vorrangig von der Ästhetik geprägt – mit Grenzen. Die Wenigsten würden ihr Wohnzimmer im gleichen Look & Feel wie das Badezimmer halten, oder ein Fliesenmuster auf die Raufaser-Tapete malen. Deshalb wollen wir uns auf Fliesen für den Wohnzimmerboden konzentrieren. Viele Faktoren sind auf Wandfliesen übertragbar.

Unsere Auswahl für das Wohnzimmer

Wir vergleichen nachstehend miteinander: Keramikfliesen, Natursteinfliesen und Kunststofffliesen. Vorab in Kürze erwähnt, da weniger geläufig:

Glasfliesen sind eine eher ungewöhnliche Wahl für den Boden. Sie sind deutlich teurer als die meisten Fliesenarten und gleichzeitig zerbrechlicher und rutschiger. Zudem sind Glasfliesen in Verbindung mit Bodenheizungen keine guten Wärmeleiter und -speicher. Für sie sprechen Show-Effekte hinsichtlich Licht und Design.

Holzfliesen waren in den 60er- und 70er-Jahren als Wohnzimmerböden nicht unüblich. Durch die Verbreitung von Laminatböden mit Parkettoptik und vielfältige Parkett-Varianten verschwanden sie vielerorts wieder. Sie sind besonders anfällig für Dellen und Kratzer, können besonders empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren und sind auch bei guter Beschichtung vergleichsweise pflegeintensiv.

Keramikfliesen – hart und kühl

Eine Entscheidung für Keramikfliesen im Wohnzimmer fällt nicht selten im Hinblick auf: Langlebigkeit, Pflegeaufwand und/oder Bodenheizung.

Böden aus Keramikfliesen können gut 30 Jahre oder länger schadlos überdauern. Dabei stehen vor allem ihre Unempfindlichkeit gegenüber alltäglicher Verschmutzung und die Möglichkeit, “mal eben schnell” alles feucht durchzuwischen, im Vordergrund.

Doch Keramikfliesen gehören auch zu den harten Böden. Was sich für die einen nur unangenehm anfühlt, wenn man nicht permanent Straßenschuhe im Wohnzimmer trägt, kann z. B. für Kleinkinder oder Menschen mit einem erhöhten Sturzrisiko (Alter, Gebrechlichkeit, Epilepsie etc.) in mehrfacher Hinsicht zu einer großen Gefahr werden:

1. Keramikfliesen federn keinen Aufprall ab.

2. Keramikfliesen sind häufig vergleichsweise rutschig – sowohl trocken als auch feucht.

Darüber hinaus sind harte Böden in der Regel wenig bis nicht schalldämmend. Das betrifft nicht nur Räume oberhalb des Erdgeschosses, sondern auch auf gleicher Ebene.

Gut funktioniert die Kombination aus Keramikfliesen und Bodenheizung. Keramik ist ein ausgezeichneter Wärmeleiter. Das bedeutet, die Fußbodenwärme verteilt sich schnell und gut im Raum.

Keramikfliesen, ganz gleich, ob an der Wand oder auf dem Boden, sollten immer professionell verlegt werden. Unebenheiten auf dem Untergrund müssen sorgfältigst genau beseitigt werden, sonst sind Brüche der entsprechenden Fliesen vorprogrammiert.

Keramikfliesen sind eine gute Wahl im Wohnzimmer, wenn …

  • viel Alltagsschmutz anfällt durch Hunde, angebundener Terrasse/Garten, integrierten Ess-Bereich, hohe Personenzahl im Haushalt.
  • eine Fußbodenheizung vorhanden ist oder eingebaut werden soll.
  • das Wohnzimmer im Erdgeschoss liegt.

Natursteinfliesen – elegant bis edel

Natursteinfliesen sind für das Wohnzimmer sehr oft das Ergebnis einer Auswahl, bei der Ästhetik und Design im Vordergrund stehen. Gleich ob Marmor, Granit, Schiefer oder andere Arten – Naturstein wirkt fast immer besonders elegant und zeitlos.

In vielen Aspekten sind Natursteinfliesen vergleichbar mit Keramikfliesen. Sie sind im Schnitt noch langlebiger als Keramikfliesen, müssen dafür aber aufwändiger gewartet werden und sind anfälliger für Kratzer. Natursteinfliesen müssen deswegen regelmäßig und professionell versiegelt werden.

Böden mit Natursteinfliesen sind eher etwas für das ästhetische Auge als für Kinder, Menschen mit Sturzgefahr und Haustiere. Das ist keine Abwertung. So unangenehm ein wortwörtlich steinharter Untergrund in Verbindung mit erhöhter Rutschgefahr bei Feuchtigkeit ist, so sehr kann er Räume prägen wie kein anderes Material.

Hinsichtlich der Wärmeleitfähigkeit sind Natursteinfliesen mindestens gleichermaßen vorteilhaft wie Keramikfliesen – in Kombination mit einer Bodenheizung eine gute und effiziente Wahl.

Wer sein Wohnzimmer mit einem Fußboden aus Natursteinfliesen schmücken möchte, belässt es in der Regel nicht bei diesem einen Raum. Man sollte sich also genau überlegen, wo man diese Böden einsetzen möchte und für welchen Zeitraum sie dort bleiben sollen. Denn Natursteinfliesen sowie ihr Einbau sind viel zu teuer, als dass man es sich nach fünf Jahren noch einmal anders überlegt.

Natursteinfliesen sind eine gute Wahl im Wohnzimmer, wenn …

  • Design- und Architektur-Aspekte deutlich vor praktischen Erwägungen, besonders im Zusammenhang mit einer größeren Familie stehen.
  • Eine Fußbodenheizung vorhanden oder geplant ist.
  • der Preis keine Rolle spielt.

Kunststofffliesen – Alleskönner mit Entwicklungspotenzial

Nein, Kunststofffliesen sind nicht automatisch die beste Wahl. Dafür ist allein schon die Materialvielfalt viel zu unterschiedlich. Diese fällt weniger bezüglich Optik, Kosten und Komfort ins Gewicht als vielmehr in Bezug auf Gesundheit und Umwelt. So liegen dahingehend etwa zwischen PVC-Fliesen und CERAMIN® Tiles Welten. Der von uns entwickelte CERAMIN® enthält beispielsweise keine gefährlichen Weichmacher, ist schadstoffarm und zu hundert Prozent und ohne Qualitätsverlust recycelbar. Detaillierte Informationen dazu in »PVC und Gesundheit« sowie »PVC und Umwelt«. 

Nicht wenige Unterschiede weicher Kunststoffböden gegenüber harten Böden unterliegen der Materialentwicklung im Bereich Kunststoffe. Hochwertige Vinylböden oder auch Materialien wie CERAMIN® sind hierfür gute Beispiele. Entscheidende Entwicklungsfortschritte vollziehen sich heute im Vergleich zur Lebensdauer des Materials deutlich schneller.

Hinsichtlich Gestaltung und Textur sind viele im Digitaldruck entstandene Designs mit dem bloßen Auge nur noch bei näherer Betrachtung zu unterscheiden. Kombinationen aus Kunststoffböden und Natursteinwänden können längst auch hohe Design-Ansprüche erfüllen.

Bezüglich der alltäglichen Pflege bei normaler Raumnutzung sind z. B. CERAMIN® Tiles auf gleicher Stufe wie Keramikfliesen – feuchtes Wischen geht schnell und beseitigt alles, was an alltäglichem Schmutz anfällt. Kinder, Haustiere und Schmutz aus dem Garten stellen keine unverhältnismäßigen Herausforderungen dar. Durch die wasserabweisenden Eigenschaften vieler Kunststoffböden sind sie längst auch für Nass- bzw. Feuchträume wie Bad, WC und Küchen.

Kunststofffliesen sind eine gute Wahl im Wohnzimmer, wenn …

  • Wohnlichkeit vor außergewöhnlich edlem oder kalten Ambiente geht.
  • der Fliesenboden nicht über mehrere Generationen halten muss (CERAMIN® basierte Produkte haben ab 15 Jahren Garantie).
  • statt PVC und Vinylböden, deren Inhaltsstoffe nicht angegeben werden müssen, etwa CERAMIN® Tiles in Frage kommen.
  • das Budget begrenzt werden muss oder möchte.

Besonderer Aspekt: Rutschfestigkeit

Je härter der Boden, desto härter und folgenreich der Aufschlag. Umso wichtiger ist die Einschätzung der Rutschgefährdung. Das gilt ganz besonders, wenn Kinder im Haushalt wohnen oder Menschen bedingt durch Alter oder Krankheit ein erhöhtes Risiko haben, auszurutschen. Denken Sie daran, dass feuchtes Wischen zwar bei allen Böden gleichermaßen praktisch und schnell erledigt ist, allerdings ändert sich die Rutschfestigkeit je nach Bodenbelag. Keramik- und Natursteinfliesen sind hier besonders tückisch.

Es gibt eine nach DIN 51131 genormte Klassifizierung der Rutschfestigkeit. Sie ist in fünf Klassen unterteilt:

R9: sehr geringe Rutschhemmung, z. B. Schlafzimmer, Wohnzimmer
R10: geringe Rutschhemmung, z. B. Badezimmer, Waschraum
R11: mittlere Rutschhemmung, z. B. Außenbereich, Terrasse, Treppe
R12: starke Rutschhemmung, für die Industrie konzipiert
R13: sehr starke Rutschhemmung, für die Industrie konzipiert
Für private Wohnräume sind nur die Klassen R9 bis R11 relevant.

Wenn Sie Personen mit genannten Risikofaktoren im Haushalt haben, können Sie sich zu diesem Thema auch über Veröffentlichungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) informieren.

Eine Kombination von Kunststofffliesen und Bodenheizung ist grundsätzlich möglich. Allerdings ist die Wärmeleitfähigkeit von Naturstein und Keramik immer noch besser. Dem stehen zwei Aspekte gegenüber: Viele Kunststoffböden sind fußwarm. Was für Erwachsene vielleicht kein zu großes Komfort-Kriterium darstellt, kann für Familien mit kleinen Kindern ein großes Plus sein. Schlechte Wärmeleitfähigkeit bedeutet auch gute Isoliereigenschaften und damit Energiesparpotential.

Die durchschnittliche Lebensdauer solcher Böden liegt in der Tat unter der von Keramik- und Natursteinfliesen. Allerdings sind auch hier 20 Jahre keine Ausnahme mehr. CERAMIN® Tiles bestehen sogar aus einem keramikähnlichen Verbundstoff.
Dabei muss berücksichtigt werden, dass der Austausch von Kunststofffliesen je nach Anlage sehr viel schneller, kostengünstiger und auch von privater Hand durchgeführt werden kann. Besonders »schwimmend« verlegte Fliesen oder CERAMIN® Tiles, die sich nahtlos ineinander stecken lassen und nicht mit dem Untergrund verklebt werden müssen, sind schnell ausgebaut.

Müssen Keramik- und Natursteinfliesen zudem vom Hersteller zugeschnitten werden, so ist das bei den meisten Kunststoffböden auch zu Hause mit gebräuchlichem Werkzeug möglich, was ein enormes Plus an Flexibilität erlaubt.

Besonderer Aspekt: Kosten

Keramikfliesen liegen im Schnitt zwischen 20 und 60 Euro pro Quadratmeter. Unterschiede gibt es nicht nur durch die Qualität und die Art, sondern auch durch die Größe der Fliesen. Je kleiner Keramikfliesen sind, desto günstiger sind sie in der Regel.

Wer die Anmutung von Keramik bevorzugt, aber es doch etwas edler mag, kann auf Porzellanfliesen ausweichen. Ihre Eigenschaften sind mit denen aus Keramik grundsätzlich vergleichbar, allerdings sind sie etwas dichter, also auch schwerer und somit belastbarer und langlebiger. Hinsichtlich der »normalen« Belastung von Wohnzimmern durch Familie mit Kindern sind Porzellanfliesen nicht nötig. Man findet sie eher in stark frequentierten Eingangsbereichen und im betrieblichen Umfeld. Mit ca. 30 bis 100 Euro pro Quadratmeter sind sie auch deutlich teurer. Den notwendigen professionellen Einbau müssen Sie zusätzlich berechnen.

Natursteinfliesen variieren im Preis in erster Linie durch die Art und Qualität des Steins begründet. Schiefer oder Kalkstein sind im Durchschnitt günstiger als z. B. Granit oder Marmor. Übergreifend kann man zwischen 50 und 200 Euro pro Quadratmeter kalkulieren. Es ist im Vergleich die teuerste Variante in der Anschaffung. Auch hier müssen Sie den notwendigen professionellen Einbau müssen Sie zusätzlich berechnen.

Kunststofffliesen sind bei aller Berücksichtigung unterschiedlicher Qualitätsklassen in der Regel die günstigste Variante. Mit 10 bis 30 Euro pro Quadratmeter sind Sie auch bei Qualitätsprodukten gut beraten.

Auch wenn Kunststofffliesen immer noch für Räume mit Nässe-Potenzial wie Küche, Bad oder Waschküche sehr beliebt sind, lohnt es sich immer, die Qualität und Vielfalt der angebotenen Designs und Texturen im Blick zu behalten.

Die praktischen Vorteile gerade hinsichtlich der besonders einfachen und schmutzfreien Verlegung, die auch von Ihnen selbst durchgeführt werden kann, machen Kunststofffliesen für Familien mit Kindern sehr attraktiv. Wie schnell ändern sich in dieser Lebensspanne Wohnsituationen und Wohnorte.

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