Wenn Gebäude krank machen: Alles über das Sick-Building-Syndrom

Das Sick Building Syndrome (SBS) ist ein zunehmend relevantes Thema in unserer modernen Welt, in der wir einen Großteil unserer Zeit in geschlossenen Innenräumen verbringen. Es beeinflusst nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere Wahrnehmung von Komfort und Wohlbefinden. Dieser Beitrag widmet sich dem Verständnis von SBS, seinen Symptomen, Ursachen und Lösungsansätzen in Bezug auf die Luftqualität und die Präsenz von Wohngiften in Gebäuden sowie den damit verbundenen Krankheiten.

Was ist das Sick-Building-Syndrom?

Das Sick-Building-Syndrom bezeichnet eine Reihe von Symptomen, die Menschen in bestimmten Gebäuden oder Innenräumen erfahren. Es ist charakterisiert durch Beschwerden wie Kopfschmerzen, Erschöpfung und Schwindel, die oft durch Wohngifte wie chemische und biologische Kontaminanten in der Luft verschärft werden. Diese Symptome, verstärkt durch die Exposition gegenüber Wohngiften, treten auf, wenn die Person sich in einem bestimmten Gebäude aufhält und verbessern sich oder verschwinden, sobald frische Luft eingeatmet wird.

Häufige Symptome des Sick-Building-Syndroms

Die Symptome des Sick-Building-Syndroms variieren, können aber signifikant die Lebensqualität beeinträchtigen. Typische Krankheitsanzeichen umfassen:

  • Atemwegsbeschwerden: Häufig sind Niesen, Husten, Nasenverstopfung, Halsschmerzen und Schwierigkeiten beim Atmen.
  • Augen-, Haut- und Schleimhautreizungen: Dazu gehören trockene, juckende oder tränende Augen, Hautausschläge und trockene, gereizte Schleimhäute.
  • Neurologische Anzeichen: Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen sind verbreitet.
  • Allgemeines Unwohlsein: Symptome wie Übelkeit, allgemeines Unbehagen und Lethargie können ebenfalls auftreten.


Die Ausprägung dieser Anzeichen und wahrgenommenen Krankheit kann von Person zu Person unterschiedlich sein und hängt oft von der Dauer und Intensität der Exposition gegenüber den auslösenden Faktoren und Wohngiften im Gebäude ab.

Ursachen des Sick-Building-Syndroms

Die Ursachen des Sick-Building-Syndroms (SBS) sind vielfältig und betreffen oft die Qualität der Luft in Innenräumen. Neben schlechter Belüftung können chemische Kontaminanten und Wohngifte aus Baumaterialien, Möbeln und Reinigungsprodukten sowie biologische Kontaminanten wie Schimmel und Pollen zur Verschlechterung der Luftqualität beitragen. Diese Faktoren können zu einer Reihe von gesundheitlichen Beschwerden führen. Psychologische Faktoren, wie Stress am Arbeitsplatz, können das Risiko, an dieser Krankheit zu leiden, ebenfalls erhöhen. SBS wird häufig durch eine Kombination aus der Anamnese des Patienten, der Beschreibung der Symptome und der Beurteilung der Umweltbedingungen diagnostiziert.

Wie wird das Sick-Building-Syndrom diagnostiziert?

Häufig stellt das Erkennen des Sick-Building-Syndroms eine große Hürde dar, denn die Betroffenen wissen häufig gar nicht so genau, was ihnen fehlt – geschweige denn, dass sie ihre Beschwerden mit einem Gebäude in Verbindung bringen würden. Daher ist die Diagnose des Sick-Building-Syndroms eher schwierig und komplex und basiert in der Regel auf einer Kombination von Symptomanalyse, der Überprüfung der Umgebung und dem Ausschluss anderer Erkrankungen. Ärzte berücksichtigen die spezifischen Beschwerden und Anzeichen für die Krankheit des Patienten, die Zeit und den Ort ihres Auftretens sowie eine Verbesserung der Beschwerden nach Verlassen des Gebäudes oder der Innenräume. Eine gründliche Untersuchung der Gebäudeumgebung, einschließlich Luftqualitätsmessungen und Schadstoffuntersuchungen, kann durchgeführt werden, um potenzielle Ursachen zu identifizieren. Da es keine spezifischen Tests für SBS gibt, ist oft eine umfassende Bewertung durch Fachleute erforderlich, um anhand der auftretenden Beschwerden die korrekte Diagnose zu stellen.

Prävention und Maßnahmen

Zur Prävention und Bekämpfung des Sick-Building-Syndroms sind verschiedene Maßnahmen effektiv:

  • Verbesserte Belüftung: Regelmäßiges Lüften, Einsatz effizienter Lüftungssysteme.
  • Kontrolle der Luftfeuchtigkeit: Vermeidung von Schimmel durch Aufrechterhaltung angemessener Luftfeuchtigkeit.
  • Verwendung schadstoffarmer Materialien: Auswahl von Baumaterialien und Möbeln mit niedrigem VOC-Gehalt.
  • Regelmäßige Reinigung und Wartung: Reinigung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen.
  • Optimierung des Raumklimas: Einstellung angenehmer Temperaturen und Beleuchtung.
  • Einbeziehung von Pflanzen: Pflanzen wie das Einblatt, Bogenhanf, die Grünlilie oder der Drachenbaum können die Luftqualität erheblich verbessern, da sie Schadstoffe gezielt reduzieren.
  • Bewusstsein und Schulung der Mitarbeiter: Information über SBS und seine Prävention.

Diese Maßnahmen tragen zur Schaffung einer gesünderen Umgebung bei, was sowohl die Symptome des Sick-Building-Syndroms verringern als auch das allgemeine Wohlbefinden verbessern kann.

Das Sick-Building-Syndrom im Arbeitsumfeld

Im Arbeitsumfeld ist das Sick-Building-Syndrom besonders relevant, da es die Gesundheit und Produktivität der Angestellten beeinflussen kann. Faktoren wie schlechte Luftqualität, unzureichende Belüftung, übermäßiger Stress und ungünstige Arbeitsbedingungen können SBS-Symptome verstärken. Arbeitgeber sollten daher präventive Maßnahmen ergreifen, um ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen. Dies umfasst eine regelmäßige Überprüfung und Wartung von Gebäudeanlagen, Verbesserung der Luftqualität und Förderung einer positiven Arbeitsatmosphäre. Maßnahmen zur Stressreduktion und die Schaffung ergonomischer Arbeitsplätze können ebenfalls zur Verringerung von SBS-Symptomen beitragen.

Das Sick-Building-Syndrom in Wohngebäuden

Im Wohngebäude kann das Sick-Building-Syndrom ebenfalls auftreten und die Lebensqualität beeinträchtigen. Ursachen sind ähnlich wie im Arbeitsumfeld, beinhalten aber spezielle Aspekte des Wohnens, wie hohe Konzentrationen von Schadstoffen und Wohngiften aus Möbeln, Baumaterialien und Reinigungsprodukten. Auch die Schimmelbildung aufgrund von Feuchtigkeit und schlechter Belüftung ist ein häufiges Problem. Bewohner sollten auf regelmäßige Lüftung, Feuchtigkeitskontrolle und Verwendung von schadstoffarmen Materialien achten. Die Einbeziehung von luftreinigenden Pflanzen (siehe auch “Prävention und Maßnahmen”) kann auch hilfreich sein, um die Luftqualität zu verbessern.

Schlussfolgerung und Empfehlungen

Zusammenfassend haben Sie nun ein umfassenderes Verständnis des Sick-Building-Syndroms erlangt, einschließlich seiner Symptome, Ursachen, Diagnosemethoden und Präventionsmaßnahmen. Wichtig ist, dass Sie bei Verdacht auf SBS die Symptome genau beobachten und untersuchen, ob sie sich in spezifischen Gebäuden verschlimmern oder verbessern. Bei anhaltenden Beschwerden sollten sie unbedingt professionelle medizinische Beratung einholen und die Gebäudeumgebung von Experten überprüfen lassen. Präventive Maßnahmen wie eine verbesserte Belüftung, Verwendung schadstoffarmer Materialien und die Aufrechterhaltung einer guten Luftqualität sind sowohl im Arbeits- als auch im Wohnbereich entscheidend, um Ihre Gesundheit zu schützen und dem Sick-Building-Syndrom vorzubeugen.

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